Wettbewerbe

Strategien zur Bewältigung negativer Emotionen

Auf den letzten Seiten haben wir eine Menge über unsere Gefühlswelten gelernt. Die wichtigste Lektion ist jedoch die Bewältigung negativer Emotionen. Denn wir sind keinesfalls ein Spielball unserer Empfindungen, sondern können diese durch die richtigen Strategien beeinflussen.

Wichtig ist zunächst die Selbstreflexion. Hier müssen wir uns fragen: Wie reagieren wir in schwierigen Situationen? Wie wirken wir dabei auf andere? Und was könnten wir besser machen, um Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen? Als nächstes folgt ein Perspektivwechsel. Warum könnte die andere Person so reagiert haben? Wie hat sie unser Verhalten interpretiert? Und bevor eine schwierige Situation überhaupt entsteht: Welche Wünsche hätte man an der Stelle der anderen Person und mit welchem Verhalten von mir rechnet sie vermutlich? So kann man Konflikte bereits im Vorfeld vermeiden. 

Ist ein Konflikt bereits entstanden, hilft oft eine Neuinterpretation der Situation. Die Person, die sich im Bus an uns vorbeidrängelt, hatte vielleicht gerade einen Streit und ist kopflos und noch wütend. Die Lehrerin oder der Lehrer, die uns ungerecht behandeln, hat vielleicht gerade eine schlechte Nachricht erhalten. Gelingen diese Strategien nicht (mehr), hilft akut ein Gedankenstopp. Hierfür legt man sich im Vorfeld innerlich ein schönes Bild zurecht – zum Beispiel vom letzten Urlaub. Kommen die negativen Emotionen hoch, sagt man sich schnell „Stopp!“ und denkt an dieses schöne Bild. 

Bei feindseligen Gedanken kann man sich dann überlegen, ob sich diese überhaupt lohnen und was sie mir bringen. Und ob ich mir durch Ausflippen nicht sogar eher selbst schade. Man sollte sich auch bewusst machen, dass man andere durch aggressives Verhalten eher nicht zu rücksichtsvollem Verhalten veranlasst. Merkt man, dass man immer wieder in ähnlichen Situationen den Kopf verliert, sollte man diese in einer Art mentalem Training im Vorfeld einmal durchspielen und sich überlegen, wie man gut reagieren kann. So erlangt man schließlich auch in der eigentlichen Situation Selbstkontrolle und kann gelassen bleiben.

Aus dem Leben gegriffen

Morgens im Bus ...

„Ohne Ticket kann ich dich leider nicht mitnehmen“, bedauert der Busfahrer. „Aber ich hab‘ es doch nur vergessen“, probiert es Chris noch einmal. Seine Laune erreicht einen neuen Tiefpunkt. Plötzlich wird er unsanft zur Seite gedrückt und ein fremdes Mädchen schiebt sich an ihm vorbei. Kurz lächelt sie den Busfahrer an und geht weiter. „Die haben sie überhaupt nicht kontrolliert!“ protestiert Chris. „Nathalie kenne ich, sie hat ein Monatsticket“, erklärt der Fahrer. Jetzt wird Chris richtig sauer. Er ballt die Fäuste. Der Busfahrer kann gleich was erleben… Doch halt: Er wollte sich nicht mehr provozieren lassen und zur Schule kommt er so auch nicht. Chris atmet tief durch und denkt daran, dass morgen der letzte Schultag vor den großen Ferien ist.